Bürgergeld und absurde Vorstellungen

Bei CDU/CSU gibt es Bestrebungen, das sogenannte Bürgergeld abzuschaffen, und auf eine harte Gangart zu setzen. Zum Beispiel hieß es dazu vom CDU-Wirtschaftsrat, dass das Bürgergeld allgemein gekürzt werden soll, und dass arbeitslose Personen für nicht-entlohnte Tätigkeiten herangezogen werden sollen, um so diese Personen zur Arbeitsaufnahme zu bewegen.

Für mich persönlich ist die Thematik etwas, was man nicht leichtfertig angehen sollte. Und aber leider scheint die allgemeine Einstellung zu der Thematik sehr leichtfertig zu sein.

Konkret, die Vorstellung, dass die gesamte Bevölkerung im Bundesgebiet wie in einem einzigen Hochhaus wohnt, wo man von Rostock innerhalb von 10 Minuten in München ankommt, oder als ob jeder Job aus Home Office gemacht werden kann, mit remote Bedienung von Robotern und so, sowas mag es vielleicht mal im Jahr 2100 geben. Aber derzeit ist das ziemlich unrealistisch, und eigentlich sind regionale Realitäten ein ziemlicher Faktor, wenn es um Arbeitsmarkt geht.

Im Beispiel, Gelsenkirchen und Barnim-Uckermark haben jeweils ziemlich hohe Arbeitslosenquote. Und z.B. in Barnim-Uckermark sah das letztens so aus, dass 12.349 Personen arbeitslos gemeldet waren, und etwas mehr als 2.000 freie Stellen.

Auch wenn es für manche Leute Neuland sein mag, einfache Mathematik verrät da schon so manches über die Lage in dem Gebiet. Denn, selbst wenn bei den offenen Stellen keine weitere Frage zu Qualifikation oder zur lokalen Erreichbarkeit, und alle diese freien Stellen mit den Arbeitslosen vor Ort besetzt werden, da bleiben ca. 10.000 Personen über, für welche in der Region kein Job mehr verfügbar ist.

Und das bedeutet, wenn man da also wie CDU/CSU einmarschieren möchte, und so: “Allen diesen Schmarotzer z.B. 100 Euro weniger, und am Montag alle um 9 Uhr auf der Matte, um in Arbeitskolonnen eingeteilt zu werden, welche uns dann umsonst die Rasen mähen.”, oder sowas in der Art, dann sind das ca. 1 Million Euro weniger Umsatz für den lokalen Markt, während die Betreuung der Arbeitskolonnen mehr als 1 Million Euro verschlingen würde (selbst wenn man pro 100 Personen nur einen Aufpasser bestellt, welcher darauf achtet, dass ordentlich gemäht wird, da sind das 100 Gehälter).

Dazu kommen dann noch Dinge, wie dass nicht jede Person für jedweden Job geeignet ist, und dass nicht jede arbeitslose Person über ein Auto verfügt oder sich ein solches leisten kann bzw. sich deswegen nicht verschulden möchte. Dadurch ist man dann insbesondere in ländlichen Regionen oftmals ziemlich eingeschränkt was die Mobilitätsmöglichkeiten betrifft. Und dazu noch, dass manche arbeitslose Person mit Kleinkind, und vor Ort nicht unbedingt ein Betreuungsangebot, und selbst wenn, dann deckt es üblicherweise nicht Schichtzeiten bzw. Wochenendarbeit ab, und nicht mal eventuelle Überstunden.


Zu den einzelnen Punkten gibt es da natürlich noch mehr zu sagen. Aber so allgemein, möchte veranschaulichen, dass die Realität schon etwas komplexer als was da von den angeblichen Experten so zu hören und lesen ist.

Und ziemlich primär steht da eben, ob lokal denn überhaupt Jobs verfügbar sind (bzw. ob vor Ort denn Wohnung verfügbar ist, wenn man wie ich im Prinzip schon offen dafür wäre für eine Stelle umzuziehen). Und da gibt es nicht eine einfache Formel, mit welcher man all dies verbessern kann. Also, was da gefragt ist, ist halt Arbeit in den Reihen der Politik, sich eben mit Dingen zu befassen, wie z.B. die Schaffung von Arbeitsplätzen schmackhafter zu machen.

Ich selbst habe mich mit der Thematik hier teils schon befasst, im Bezug zu Landkreisen, und Dingen wie “Council Tax”, um unter anderem Leerstand zu unterbinden (welcher auch z.B. Bürogebäude betreffen kann) bis hin zu ÖPNV-Konzept für Landkreise und Berufsfeuerwehr vor Ort, was jeweils schon ziemlich interessant für manche Unternehmer sein kann, wenn vor Ort gewisse Nahversorgung vorhanden ist. Aber ausgeschöpft ist das damit noch nicht, weil zum Beispiel vereinfachte bürokratische Verwaltungsprozesse schon manches vereinfachen würde, insbesondere auf Ebene vom Mittelstand und Selbstständigen. Aber generell, auch wenn es einen Arbeitsaufwand bedeutet, sich mit solchen Dingen auseinanderzusetzen, meiner Auffassung nach ist das schon ein Soll, statt dem Kram der in BRD vorgeführt wird, laut welchem alles in bester Ordnung, solange man mal ordentlich Druck gegenüber den arbeitslosen Personen macht.